Das Heilig-Geist-Spital

Ein Rundgang durch die mittelalterliche Altstadt Nürnbergs

Gret, die Weißgerberin, führt dich weiter auf dem Rundgang durch das mittellalterliche Nürnberg. Ihr lasst die Fleischbrücke bzw. den Hauptmarkt hinter euch und gelangt an das Heilig-Geist-Spital.
 
Bildquelle: Wikimedia Commons, Marcel Buehner (unverändert) / CC BY-SA
 

Das Heilig-Geist-Spital in Nürnberg

Beeindruckend ist, dass das Sandsteinhaus zum Teil über die Pegnitz gebaut wurde. Metallene Wasserspeier ragen an der Dachkante über den Fluss.
Gret weiß wieder ein paar Einzelheiten über das mittelalterliche Bauwerk zu erzählen: "Konrad Groß  hat das Spital gestiftet, um seines Seelenheils willen." Sie wirft Dir einen Seitenblick zu, als ob sie erwartet, dass Dir der Name bekannt ist. Doch sie fährt fort: "Konrad Groß ist der reichste Bürger von ganz Nürnberg! Er weiß, wie man Geschäfte macht. Seit 1339 ist er Reichsschultheiß und seine Familie ist die Ratsfamilie Groß.
Ich habe noch nie von einer Stiftung gehört, die größer wäre als seine Stiftung des Heilig-Geist-Spitals."

Die Reichskleinodien im Heilig-Geist-Spital

"Über 370 Jahre lang wurden im Heilig-Geist-Spital die Reichskleinodien aufbewahrt.", sagt Gret nicht ohne Stolz und beginnt mit vor Begeisterung glänzenden Augen eine Aufzählung: "Der goldene Reichsapfel, der Mantel, in dem die Kaiser des Heiligen Römischen Reichs gekrönt wurden, die prächtige Reichskrone und noch viele weitere Schätze, die zur Krönungszeremonie und zu den Insignien des Kaisers gehören.
Außerdem wunderbare Reliquien - zum Teil die wichtigsten Reliquien der Christenheit: Die Heilige Lanze, mit der Jesus am Kreuz gestochen wurde, und Splitter vom Kreuz Christi, ein Stück vom Tischtuch des letzten Abendmahls und ein Zahn von Johannes dem Täufer. Und noch ein paar mehr. 
Ich habe sie sogar schon einmal mit eigenen Augen gesehen. Sie werden nämlich jedes Jahr zwei Wochen nach Karfreitag bei einem Festgottesdienst gezeigt."

Heute werden die Reichskleinodien in Wien verwahrt.

Das Heilig-Geist-Spital und Till Eulenspiegel

"Es gibt noch eine lustige Geschichte um unser Nürnberger Heilig-Geist-Spital. Kurz nachdem das Spital eröffnet wurde", beginnt Gret mit einem schelmischen Schmunzeln zu erzählen, "kam Till Eulenspiegel nach Nürnberg. Er kündigte sich als fähiger Arzt an und wollte alle Kranken im Heilig-Geist-Spital heilen. Der Leiter des Spitals willigte ein und gab ihm sogar 20 Gulden Vorschuss und Till Eulenspiegel machte sich an die Arbeit.
Er sprach einzeln mit den Kranken und sagte ihnen im Vertrauen, dass er sie heilen könne, indem er den Schwächsten von ihnen verbrennen und aus seiner Asche eine heilkräftige Medizin bereiten würde. Dafür forderte er sie am nächsten Tag auf, aus ihren Zimmern zu kommen, und wer als letztes das Haus verlassen würde, der würde verbrannt werden.

Zur verabredeten Stunde forderte er sie auf: 'Geht hinaus, wenn ihr nicht mehr krank seid!' - und es gab ein großes Gedränge in den Gängen und an den Türen. Wie Du Dir vorstellen kannst, wollte keiner der Letzte sein.
So hatte Till Eulenspiegel alle Kranke auf einmal geheilt. Nur kamen sie wenige Tage später wieder in das Heilig-Geist-Spital, weil es ihnen ja doch nicht besser ging, und erzählen von dem Schwindel. Till Eulenspiegel aber war schon wieder aus Nürnberg verschwunden."

"Willst du zurück zum Hauptmarkt und von dort aus weiter Nürnberg erkunden?
Wir können auch  noch ein Stück weiter zur nächsten Brücke über die Pegnitz - die Spitalbrücke - und den Schuldturm auf der Insel Schütt ansehen."

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Die Stadtmauer

Nürnberg im Mittelalter

Gret, die Nürnbergerin