Die Lochgefängnisse
Ein Rundgang durch die mittelalterliche Altstadt Nürnbergs
Mit Gret, der Weißgerberin, bist Du auf Deinem Rundgang durch Nürnberg am Rathaus angelangt. In den Kellergewölben unter dem historischen Bauwerk befinden sich die so genannten Lochgefängnisse der Stadt.Gret erzählt Dir die Geschichte dieses Ortes, an dem die Verwaltung und die Rechtsprechung zusammenkamen.
Die Lochgefängnisse
Wo jetzt das Rathaus steht, war lange Zeit ein Brothaus des Zisterzienser-Klosters."Dort kauften die Nürnberger ihr Brot", erzählt Gret. Der Orden hatte die Versorgung der Stadt gewährleistet, sowie die Verwaltung übernommen. Bis das Brothaus von der Reichsstadt aufgekauft wurde, um dort das säkulare Rathaus zu errichten, das fortan die Verwaltung übernahm. Außerdem wurde im Rathaus auch Gericht gehalten und Urteile gefällt.
Unter dem Rathaus ziehen sich Gewölbe durch den Fels - derselbe Felsen, auf dem ein Stück weiter oben die Nürnberger Kaiserburg thront. So wurden die Räume des ehemaligen Zisterzienser-Brothauses zu Gefängniszellen umgebaut. Heute heißen sie "Lochgefängnisse" und liegen ein Stück unter der Erde, weil der Boden während des Baus aufgeschüttet werden musste.
Ob Meister Franz, der berühmte Henker von Nürnberg, täglich ein und aus ging?
Quelle: Wikimedia Commons, Public domain |
"Der bekannteste Insasse, der mir bekannt ist, ist Veit Stoß! Kennst Du ihn? Er ist Bildhauer und sehr geschickt mit Schnitzwerkzeug. Er hat die Skulptur mit dem Englischen Gruß in der Lorenzkirche geschaffen. Und noch viele weitere Skulpturen, die ich nicht alle kenne... Weit bekannt soll er sein, bis nach KrakauEr hat-", und hier senkt Gret verschwörerisch die Stimme, "eine Bürgschein gefälscht und musste darum ins Lochgefängnis. Ein Kaufmann aus Nürnberg gab ihm eine Art schriftliche Gewähr, dass er 1.265 Gulden - viel Geld! - gewinnbringend in den Tuchhändler Hans Starzedel investieren kann. Dieser machte aber keine guten Geschäfte und verlor das ganze Geld. Baner hatte das schon im Voraus gewusst und hatte Veit Stoß den Tipp nur gegeben, damit er sein eigenes Geld, das er vorher an den Tuchhändler geliehen hatte, zurückbekommt. Und dann hat Baner auch noch das Dokument, diese Gewähr, stehlen lassen. Das hat Veit zumindest vor dem Rat ausgesagt - und hat trotzdem das Dokument gefälscht und als Beweis vorgelegt.
Zur Strafe wurden ihm öffentlich die Wangen mit einem glühenden Eisen durchstoßen, damit jeder sehen konnte, dass er eine Straftat begangen hatte. Und er durfte Nürnberg fortan nicht mehr ohne Erlaubnis des Rats verlassen - tat es aber trotzdem und wurde wieder gefangen genommen." Sie zuckt die Schultern über diesen freiheitsliebenden Unruhestifter.
"Wohin willst Du Deine Schritte lenken?", fragt Dich Gret.
- Zunächst zum Rathaus zurück
- Den Berg hinunter zum Hauptmarkt
- oder weiter hinauf zur Kaiserburg
Quellen:
Museen Nürnberg
Wikipedia: Veit Stoß
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